Die Linse in Stellingen-Langenfelde
Die Linse ist ein Langgestrecktes, an den Enden spitz zulaufendes Gebiet zwischen den S-Bahn Gleisen und denen der Fernbahnen in Langenfelde. Von dieser Form leitet sich der Name Linse ab, der aber trotzdem in keinem Stadtplan vorkommt.
In die Linse gelangt man zu Fuß oder mit dem Auto nur über den Försterweg. Auf allen Seiten von Bahngleisen umschlossen ist der Zugang nur unter den Eisenbahnbrücken möglich
Die Chronik des Siedlungsgebietes Linse
Chronik des Siedlungsgebietes
1800 Viehauftrieb entlang der Kieler Chaussee aus dem westlichen Holstein nach Altona. Beförderung der Post 1820 zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein mit königl.-dänischem Kugelpostwagen. Am 13. September 1844, 8h wurde die Eisenbahnstrecke Altona - Kiel eröffnet und 1854 entlang dieser Linie ein Telegraphendienst in Betrieb genommen. „1921“ wurde Langenfelde durch Kleingärtner zur Laubenkolonie erschlossen. Im Geschehen der letzten Kriegsjahre, besonders aber 1943 flüchteten die Schrebergärtner aus den gefährdeten Stadtteilen in ihre Laubenhäuser. Aus dieser Notgemeinschaft erstand die „Baugenossenschaft Langenfelde“, die „1959“ auf diesem Gelände mit der Errichtung ihrer ersten Wohnungsbauten begann.
Am Försterweg Ecke Ernst Horn Straße steht das Hochhaus an dessen einer Seite die Chronik der Linse bildlich wiedergegeben wird. Sie reicht von der Jahreszahl 1800 unten am Bild mit dem Viehtrieb über zwei Jahrhunderte nach oben, wo mit dem Jahr 1959 der Beginn der Bebauung mit den großen Mietshäusern markiert ist, erkennbar am Richtkranz ganz oben. Am Rande vor dem Parkplatz befindet sich zur Ernst Horn Straße ein Stein mit der erklärenden Tafel, auf der die Geschichte in Stichworten wiedergegeben wird. Das Bild befindet sich gerade hier, da sich früher das Verwaltungsgebäude „Baugenossenschaft Langenfelde“ gegenüber auf der anderen Seite der Ernst Horn Straße befand. Man sah mit dem Blick aus dem Fenster also immer die eigenen Wurzeln. Das änderte sich mit dem Neubau der Verwaltung an seinem jetzigen Standort ein Stück weiter am Försterweg. Das Bild blieb und berichtet heute noch von den Anfängen vor 200 Jahren, als Langenfelde noch zu Dänemark gehörte.
Das Hochhaus mit dem Bild der Geschichte des Siedlungsgebietes Linse in Stellingen-Langenfelde. Vorne der Stein mit der Erklärung.
Das Bild mit der Geschichte des Siedlungsgebietes Linse in Stellingen-Langenfelde.
Oben: Der Marktplatz Linse, umgeben von Hochhäusern. Im Flachbau hinten vor den Hochhäusern der Nachbarschaftstreff. Der Nachbarschaftstreff von der Baugenossenschaft Hamburg Wohnen betreut. Die Hochhäuser wurden von der Genossenschaft in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut.
Gleich neben dem Marktplatz Linse hat die Baugenossenschaft Hamburg Wohnen ihren Sitz.
Unten: Die kleinen Tier, die sich auf dem Marktplatz befinden.
Die Baugenossenschaft Hamburg Wohnen im Försterweg 46. Der Eingang ist vom Försterweg abgewand zum Marktplatz Linse.
Links: Die Hochhäuser neben der S-Bahnstation Langenfelde, vom Marktplatz Linse aus gesehen. Unten in der Ladenzeile der Nachbarschaftstreff der Wohngenossenschaft mit täglich wechselnden Aktivitäten.
Rechts: Gegenüber am Marktplatz Linse steht das ehemalige Posthochhaus.
Dieselben Häuser wie oben, nur vom Försterweg aus gesehen.
Die Eingänge der Häuser am Fösterweg liegen fast alle auf der straßenabgewandten Seite der Häuser. Um von der Straße dorthin zu gelangen, muss man erst zwischen den Häusern hindurch. An vielen Orten Hamburgs muss man auf der Straße die Hausnummern erraten, am Försterweg gibt es große Hinweisschilder dafür. An etlichen Stellen wurden extragroße Steine mit den eingravierten Hausnummern neben dem Fußweg an der Straße aufgestellt. Oben ein Zugang von der Straße zwischen den Häusern, unten einige der Steine mit Hausnummern.
Die neue blaue Bücherzelle
Am 12. Januar 2017 wurde in der Linse an der Ecke Ernst Horn Straße und Nieland, die Bücherzelle aufgestellt. Eine alte gelbe Telefonzelle wurde blau angemalt, renoviert und mit Bücherregalen ausgestattet. Sie wurde von der Baugenossenschaft Hamburger Wohnen, auf deren Grundstück sie steht, Mitgliedern des Stadtteilbeirates „Linse“ und Anwohnern initiiert. Ab jetzt können an diesem wetterfesten Ort kostenfrei Bücher ausgeliehen oder ihre Bücher zur Verfügung gestellt werden. Leseratten leihen sich Bücher aus oder stellen ausgelesene für andere hinein. Auf den Zustand werden Mitgliedern des Stadtteilbeirates „Linse“ achten und notfalls für Ordnung sorgen. Das Projekt wurde vom Bezirksamt Eimsbüttel unterstützt.
Die neue blaue Bücherzelle an der Ernst Horn Straße Ecke Nieland in der Linse.
Schon nach einem Monat war die Bücherzelle mit Büchern voll gefüllt.
Gebrauchsanleitung für die Bücherzelle für alle gut lesbar an der Scheibe.
Die S-Bahn Station Langenfelde
Auch mit der S-Bahn kommt man nach Langenfelde. Die Linien S-3 und S-21 halten hier im Schatten der Hochhäuser. Ein Fußweg unter den Gleisen ist auch der Ein- und Ausgang vom Bahnhof.
Der Mittelweg im Sommer (links) und im Winter, wie so oft ohne Schnee (rechts).
Am Försterweg und an der Ernst Horn Straße stehen die Häuser und in der Mitte zwischen den Häusern befindet sich parallel zwischen den Straßen und Häusern der Mittelweg. Es ist nur ein Fußweg auf dem kein Pkw-Verkehr erlaubt ist. Da in der Linse kein Durchgangsverkehr besteht und der Mittelweg zusätzlich von den Straßen abgeschirmt ist, hört man hier vom sonst allgegenwärtigen Verkehrslärm so gut wie nichts.
Neben dem Weg befindet sich eine Radspur. In Abständen wurden inzwischen zu statlicher große gewachsene Bäume in Dreiergruppen gepflanzt. Neben den Bäumen befinden sich zusätzlich Bänke zum Verweilen.
Für Kinder gibt es einen Spielplatz am Mittelweg mit etlichen Spielgeräten für Kinder und Bänken für deren Eltern.
Der alte jüdische Friedhof am Försterweg
Der alte jüdische Friedhof wurde 1887in Stellingen-Langenfeldeeingerichtet. Der damalige Reichskanzler Bismark verhalf den orthodoxen Juden im damlig noch preußischem Stellingen zu ihrem Friedhof. Früher hinter der Bahntrasse ausserhalb der Siedlungsgebiete gelegen, ist er heute am Försterweg zwischen Hochhäusern, Kleingärten und Bahnanlagen eingezwängt. Bis 1941 wurdenauf dem ca. 1 Hektar großen Friedhof ca. 2000 Beerdigungen durchgeführt. Er ist mit Mauer und Zaun umschlossen und bis auf Führungen ca. alle 2 Monate nicht öffentlich zugänglich.
Die alten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof stehen auf einer Rasenfläche zwischen Bäumen. Sie sind schon etwas verwittert und die Inschriften können teilweise nicht mehr alle gelesen werden. Der Sandstein wird durch den sauren Regen und die Umwelteinflüsse langsam zersetzt. Normalerweise steht die Inschrift auf der Vorderseite in hebräisch und auf der Rückseite meist eine Kurzfassung auf deutsch.
Da die Friedhöfe als unrein gelten, müssen beim Verlassen des Friedhofs die Hände gewaschen werden. Aus diesem Grund waren am ehemaligen Trauerhaus Waschbecken vorhanden. Das Trauerhaus wurde in den 70er Jahren des letzten Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen. Das Waschbecken ist eins der wenigen erhaltenen Teile davon.
Im ehemaligen Trauerhaus auf dem jüdischen Friedhof befand sich eine Wohnung des Friedhofsaufsehers. Zwischen 1933 und 1945 wurden hier Juden interniert, bevor sie aus Hamburg woandershin gebracht wurden. Die Stolpersteine sollen an diejenigen erinnern, die hier bis zu ihrer Deportation und Ermordung in Auschwitz oder Buchenwald untergebracht waren.
Industrie und Gewerbe am Försterweg
Am Försterweg haben sich etliche Gewerbebetriebe angesiedelt.
Der größte wird mit ihrem Gleisanschluss die Deutsche Bahn sein. Am Eingang des Parkplatzes der DB Fernverkehr AG, Regionalbereich Nord, Bereitstellungsstandort Langenfelde, Förstererweg 119a, steht eine Achse mit 2 Rädern eines Eisenbahnwagens. Die Räder sind um einiges größer als die eines normalen PKWs.
Kleingartenvereine in der Linse
Oben: Kleingartenverein Bahn-Landwirtschaft e.V.
In der Linse gibt es mehrere Kleingartenvereine. Auf der Nördlichen Spitze der Linse befindet sich auf dem Gelände der Deutschen Bahn ein Kleingartenverein der Bahn-Landwirtschaft e.V..
Die anderen Kleingartenvereine befinden sich alle auf einer der Stadt Hamburg gehörendem Fläche zwischen dem Försterweg und der Fernbahn. Diese Kleingartenvereine sind nummeriert und haben einen zusätzlichen Namen. Dazu gehören der Gartenverein Sandkuhle, Nr 338, an der südlichen Spitze der Linse, die Wohngartengemeinschaft Besthöhe e.V., Nr. 346, im Försterweg 41 neben dem alten jüdischen Friedhof und der Kleingartenverein Nr. 336, Stellinger Moor im Försterweg 47 - 49.
Der alte ehemalige Bahnübergang der Linse
Bevor die 2. Bahnbrücke über dem Försterweg zur Randstraße neben dem S-Bahnhof Stellingen gebaut wurde, gab es an diesem Ende des Försterwegs nur einen Bahnübergang mit Schranken zur Gutenbergstraße. Die Enden der jetzt unterbrochenen Straße dienen heute als Abstell- und Parkplatz. Fußweg und Kantsteine enden jetzt am Zaun vor den Bahngleisen. Die Schienen der S-Bahn gehen ohne störende Schranken vorbei. Die unterbrechungsfreie Verbindung mit Bahnbrücke aus und zum Wohngebiet Linse war die Voraussetzung für den Bau der Hochhäuser neben dem S-Bahnhof Langenfelde. Feuerwehr, Polizei und andere Einsatzfahrzeuge können jetzt auch bei Blockierung einer der Zufahrten ohne Verzögerung zum Einsatzort in der Linse gelangen. Linkes Bild oben vom Försterweg aus, rechts von der Gutenbergstraße aus.
Bild unten: Neben dem ehemaligen Bahnübergang befindet sich heute ein Fußgängertunnel unter den Bahngleisen hindurch. Man braucht nicht mehr stundenlang vor geschlossenen Schranken warten, nur noch Treppensteigen.
Die 2. Bahnbrücke über dem Försterweg zur Randstraße
Die 2. Bahnbrücke über dem Försterweg. Kurz danach endet der Försterweg an der Randstraße neben dem S-Bahnhof Stellingen.